Seelsorge
“Die Welt ist nicht heil, aber heil-bar.”
Viktor E. Frankl
Liebe Bewohnerin, lieber Bewohner!
Die Übersiedelung in ein Heim kann mancherlei Unsicherheiten, Ängste, Sorgen und Trauer über den Abschied vom gewohnten Daheim mit sich bringen.
Wir hoffen, dass Sie sich bei uns bald eingewöhnen und immer mehr zu Hause fühlen. Das Miteinander von geistlichen und weltlichen Bewohnerinnen und Bewohnern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Ehrenamtlichen ermöglicht eine gegenseitige Bereicherung und ist geprägt von gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Die Ordensleitung sowie die Heim- und Pflegedienstleitung sind um die Wahrung dieser Werte besonders bemüht.
“Solange Sie sich gegenseitig Achtung und Sanftmut bezeigen, wird Ihr Haus ein Paradies sein.” Ordensgründer Vinzenz von Paul (1581-1660)
Das Heim St. Vinzenz ist ein Pflegeheim der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Innsbruck. Der Name des Hauses geht auf unseren Ordensgründer Vinzenz von Paul zurück. Das Heim wurde 2005 am Fest des Hl. Vinzenz, dem 27. September, eröffnet.
Mensch-Sein im Alter – Leid und Erlösung
Die Seelsorge ist geprägt vom christlichen Menschenbild.
Mensch-Sein bedeutet aus christlicher Sicht, ganz und gar Mensch sein zu dürfen – getragen, gehalten und berührt durch Gott, den Schöpfer selbst. Jeder Mensch ist aus bibeltheologischer Sicht von Geburt an mit gleichem Wert und unantastbarer Würde ausgestattet. In diesem Glauben und mit diesem Vertrauen geht die Seelsorge auf die Menschen im Pflegeheim zu, holt sie dort ab, wo sie sich gerade befinden, und bietet ihnen die Begleitung an, die Schritte auf ihrem Weg der Mensch-Werdung weiterzugehen.
“Ich muss einfach meinen Mitmenschen lieben, denn Gottes Bild leuchtet ja in ihm auf.” Ordensgründer Vinzenz von Paul (1581-1660)
Jede Person geht ihren Weg, wie sie ihn gehen kann und in ihrem Glauben! Im Aushalten, Dabeistehen und Immer-Wieder-Kommen – gerade auch in scheinbar ausweglosen Situationen oder trotz unbeantwortbarer Fragen – bezeugt sie zeichenhaft die Nähe des menschenfreundlichen Gottes.
Die Bedeutung der Seelsorge
In unserer Gesellschaft wird für immer mehr Menschen im Alter das Wohn- und Pflegeheim zum einzigen Lebensraum. Damit verbunden sind oft entscheidende Veränderungen in Beziehungen und Lebensgewohnheiten. Unser Anliegen ist es, den Menschen in dieser Lebenssituation “abzuholen” und ihm die Begleitung anzubieten, die er braucht.
Seelsorge geschieht als Zuwendung zum alten und/oder kranken Menschen, den Angehörigen und allen, die an der Betreuung unserer BewohnerInnen mitarbeiten. Sie geschieht im Geist des Evangeliums, das uns einen Gott erfahrbar macht, der in allen Lagen unseres Lebens mit uns geht. Seelsorge ist daher Begegnung zweier oder mehrerer Menschen, denen es gelingt, durch gegenseitiges Geben und Nehmen einander zu helfen, Gott in ihrem Leben erfahrbar zu machen.
“Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.”
Dietrich Bonhoeffer
Der spezielle Beitrag der Seelsorge
Jesus ist einer, der fragt: „Was soll ich dir tun?“
So will auch Seelsorge in unserem Heim fragen, was gewünscht ist, den Menschen dort abholen, wo er sich gerade befindet, und ihm die Begleitung anbieten, die er sich wünscht, die er braucht.
Die primäre Zielgruppe der Heim-Seelsorge sind die Bewohner und Bewohnerinnen und deren Angehörige.
Ihnen gegenüber möchte die Heim-Seelsorge …
… den christlichen Glauben repräsentieren.
Auf einen liebenden Gott hinweisen, das Reich Gottes sichtbar machen und die Kirche vertreten.
… einen wichtigen Beitrag für das ganzheitliche Heil-Sein leisten.
Unter Heil verstehen wir die tiefste Verbundenheit mit unserem Urgrund, die sich in einem tiefen Lebensvertrauen, in einer zuversichtlichen Grundhaltung und einer weiten Beziehungsfähigkeit zeigt. Erfahrungen des ganzheitlichen Heil-Seins sind ein Geschenk, das wir nie voll in der Hand haben und deshalb auch nicht machen, sondern ermöglichen und für möglich halten können. Heil-Sein ist trotz und gerade auch im Alter, in Krankheit und den Grenzen des Lebens möglich.
… die spirituellen Bedürfnisse der HeimbewohnerInnen wahrnehmen und sie darin begleiten.
… sich in besonderer Weise Zeit und Raum nehmen,
um den Bewohnerinnen und Bewohnern in der Begegnung ihre Würde und darin auch etwas von Gottes Menschenfreundlichkeit spüren zu lassen.
Unser Beitrag
Diese folgenden Aufgaben beziehen sich primär auf Bewohner, Bewohnerinnen und deren Angehörige – unabhängig von ihrem Bekenntnis und ihrer Religion.
Begegnen
- Persönliche Besuche in den Zimmern
- Gespräche und Begegnungen auf den Stationen und bei Spazierfahrten (BewohnerInnenausflüge, gemeinsame Aktivitäten, …)
- Informationen überbringen
Begleiten
- Beratung und Begleitung zu und in konkreten Lebenssituationen
- Geistliche Begleitung
- Sterbebegleitung und Trauerbegleitung
- Heimbesuche durch die evangelische Seelsorgerin
Segnen und feiern
- Gottesdienste in der Kapelle und in der Mutterhauskirche
- Sakramenten-Spendung: Beichte, Kommunionfeier, Krankenkommunion, Krankensalbung
- Gemeinsames Gebet mit den BewohnerInnen
- Krankensegnung
- Abschiedsrituale, Trauerrituale, Versöhnungsrituale
Sichtbar machen
Es geht darum, den liebenden und heilenden Gott im Alltag spürbar und erfahrbar zu machen.
- Zeit schenken und
- Zeichen setzen …
… durch besondere Räume
- Gestaltung und Pflege der Kapelle und des Verabschiedungsraumes
… durch weitere sichtbare Zeichen
- Besondere Dekoration im Haus passend zur Jahreszeit und dem Kirchenjahr
- Verschriftlichungen (Falter, Billets, Einladungen etc.)
- Geistliche Literatur
- Hausinterne Übertragung aller Gottesdienste aus der Mutterhauskirche im Kabel-TV auf den Zimmern und in den Gemeinschaftsräumen
Alle Menschen haben ihr Leben und ihre Würde von Gott.
Es ist unser Ziel, beides in allen Phasen des Lebens zu hüten und zu schützen.
Sr. M. Doris Ruggenthaler koordiniert die priesterlichen Dienste und die ehrenamtlichen Einsätze der Schwestern, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Heim-Seelsorge.
Wenn Sie ein persönliches Gespräch wünschen, wenden Sie sich bitte an unser Pflegepersonal.
“Hör gut zu bei leisen Stimmen. Kleines Glück ist selten laut.” Paul Reding